Das Linguapolis-Team stellte am 9. Juni im Seminargebäude der Humboldt-Universität ausgewählte Projekte und Kooperationen vor. Lebenslanges Lernen dauert aber 365 Nächte...
Stellen Sie sich vor, man würde Ihnen im Namen des technologischen Fortschritts den freien Zutritt zur Universität verwehren und Sie könnten Ihre Vorlesungen und Seminare nicht mehr besuchen. Undenkbar, nicht wahr? Leider werden in der virtuellen Welt Studenten mit physischen Behinderungen immer öfter mit dieser Realität konfrontiert. Dabei sollte das Internet gerade für sie Befreiung bedeuten und ihnen den uneingeschränkten Zugang zu Wissen, Kultur und Bildung sowie den Austausch mit anderen erleichtern.
In einer Zeit, in der Universitäten zunehmend auf e-Learning und blended-Learning mit zum Teil großem Aufwand setzen, tendiert man dahin zu vergessen, dass Menschen mit Behinderungen das Internet statistisch gesehen überdurchschnittlich nutzen und ihre Bedürfnisse entsprechend berücksichtigt werden sollten.
Grundvoraussetzung für barrierefreie Internetseiten ist die Einhaltung von Webstandards, wie sie in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definiert worden sind, die es Behinderten mittels verschiedener Zusatzgeräte ermöglicht, sich mit ihren Computern im wissenschaftlichen Cyberspace frei zu bewegen. Blinde Menschen z.B. können gut strukturierten Text über eine Braillezeile mit entsprechender Software lesen. Mit der Einführung von Verwaltungssystemen für die Lehre (Learning Content Management System – LCMS) aber stoßen die 38 Millionen EU-Bürger mit unterschiedlich schweren Behinderungen oft an undurchsichtige und unüberwindliche Barrieren, wodurch ein Großteil des Online-Angebots für sie unzugänglich wird.
Nach dem Behindertengleich-stellungsgesetz sollen „öffentliche Körperschaften“ früher oder später ihre Internet- und Intranet-Angebote grundsätzlich barrierefrei gestalten. Allerdings sind die Inhalte von LCMS momentan noch von dieser Pflicht ausgenommen. Dennoch hat sich das Zentrum zur Erforschung und Entwicklung virtueller Sprachtools – CREDOL - der Herausforderung gestellt und bewiesen, dass auch LCMS die Ansprüche an die Barrierefreiheit erfüllen können. Mit Hilfe von Diplom-Dolmetscher Thomas Andree, selbst sehbehindert, der mit dem CREDOL bereits an der Entwicklung des Audiogestützten Dolmetschens, einer sehbehindertengerechten Dolmetschmethode für Konsekutivdolmetscher, mitwirkte, wurde an der Sprachenplattform der HU Linguapolis.net gearbeitet, um sie barrierefrei zu gestalten. Mit Erfolg!
Es ist gelungen, ausgewählte Inhalte nach einem neuen Verfahren auf der neuen Webadresse http://linguapolis.hu-berlin.de zugänglich zu machen. Die Validierung durch das World Wide Web Consortium (W3C) ist nach strengen WAI / WCAG Kriterien erfolgt. Das bedeutet die europaweite Vorreiterrolle in punkto Barrierefreiheit für die Humboldt-Universität zu Berlin!
13-06-2007, 22:57
Die Dossiers von Germanopolis werden von Hochschullehrern aus dem Fachbereich der Sprachmittlung, zusammengestellt. Diese Seite wird von der Humboldt-Universität zu Berlin unterstützt.