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Biografie von Maurice de Bévère alias  Morris   GERMANOPOLIS : Dossier - Der einsame Cowboy

Der französische Comiczeichner Achdé bringt einen neuen Lucky-Luke-Band auf den Markt.

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Maurice de Bévère, der geistige Vater von Lucky Luke ist seinen vielen Millionen Lesern in aller Welt besser bekannt unter dem Künstlernamen Morris.
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 Interview mit Morris vom 3. April 1996

Quelle: http://www.lucky-luke.de/e3/e12/index_ger.html

Morris

 

Morris

Maurice de Bévère, der geistige Vater von Lucky Luke ist seinen vielen Millionen Lesern in aller Welt besser bekannt unter dem Künstlernamen Morris. Am 1. Dezember 1923 in Courtrai, Belgien geboren, am 16. Juli 2001 in Brüssel verstorben gilt er allenthalben als einer der überragenden Comicautoren des 20. Jahrhunderts. Sein grandioses Lebenswerk liegt in der deutschsprachigen Ausgabe bei Egmont Ehapa komplett vor - ein Bestseller mit bisher rund 30 Millionen verkauften Alben. Von frühesten Kindheitstagen an verschrieb sich Morris dem Zeichnen und es erstaunt nicht, dass er diese Passion zum Beruf machte. Erste Meriten erwarb er sich bei der Familienzeitschrift Le Moustique, für das er ab 1944 eine Vielzahl an Titelbildillustrationen fertigte. Für das ebenfalls im belgischen Verlag Dupuis erscheinende Comicmagazin Spirou kreierte er 1946 den Westernhelden Lucky Luke, der zusammen mit seinem Pferd Jolly Jumper den ersten Aufgalopp in Arizona 1880 zum Jahreswechsel 1946 / 47 im L´Almanach Spirou 1947 meisterte. Bereits damals mit einem launigen Jodler auf den Lippen: ganz im Sinne der singenden Cowboys Roy Rodgers und Gene Autrey,. Ab der Nummer 478 von Spirou vom 12. Juni 1947 gehörte dann die mit Rasanz sich entfaltende Serie Lucky Luke zum festen Bestandteil des Heftes bis ins Jahr 1968.

 

Vollends zur populären Westernparodie generierten die Abenteuer von Lucky Luke ab 1955, als René Goscinny (1926 - 1977) das Verfassen der Storys übernahm. Kennen gelernt hatten sich die beiden Männer zu Beginn der fünfziger Jahre in New York, wo nicht nur der Franzose, sondern auch der Belgier das berufliche Glück suchte. Goscinny lieferte von nun an die genialen Plots, kreierte aberwitzige Charaktere wie die dreisten Gebrüder Dalton oder den dämlichen Hund Rantanplan und führte historische Figuren vom Schlage Billy the Kid, Calamity Jane, Jesse James in den humoristischen Kontext ein. Morris seinerseits zelebrierte mit reduziertem Strich die hohe Kunst der effektiven Aussage und bereicherte das illustrierte Universum um unvergessliche Karikaturen von Jean Gabin, Michel Simon, David Niven, Lee van Cleef und etlichen anderen mehr. Gemeinsam fertigte das Duo Goscinny - Morris siebenunddreißig albenlange Lucky Luke-Abenteuer, dazu noch diverse Kurzgeschichten, die ab April 1968 im französischen Magazin Pilote ihren Vorabdruck erfuhren, wo Goscinny als Chefredakteur wirkte und auch Asterix seine Plattform hatte. Die erfolgreiche, über drei Jahrzehnte währende Zusammenarbeit mit dem genialen Texter kommentierte Morris nicht ohne Stolz in den Worten: "Ich habe das große Privileg, dass ich der Erste war, für den Goscinny Szenarios machte. Und ich habe es nicht bereut."

Nach dem Tod von René Goscinny hielt Morris am bewährten Erzählmuster fest und blieb mit wechselnden Autoren - Bob de Groot, Lo Hartog van Banda, Xavier Fauche, Jean Léturgie, Patrick Nordmann, um einige zu nennen - auf Erfolgskurs. Unter der gestaltenden Hand von Morris erwuchs der "lonesome Cowboy", der das Glück im Namen trägt und das Herz auf dem rechten Fleck hat, zum überragenden Charakter und Klassiker der frankophonen Comicsliteratur, die in Anlehnung an eine Begriffsfindung von Morris auch als die "Neunte Kunst" bezeichnet wird.

Lucky Luke, als gezeichnete Figur auf dem Papier gestartet, zieht aber längst nicht mehr nur eine auf die Comics abonnierte Leserschaft in Bann. Bewunderung widerfährt ihm darüber als Titelheld unzähliger für das Fernsehen produzierter Zeichentrickfilme sowie von abendfüllenden Kinofilmen. Aktuell ist ein neuer Realfilm in Planung, der Till Schweiger in der Rolle des "lonesome cowboys" und den französischen Filmkomiker Jamel Debbouze in der Rolle des Joe Dalton verspricht. In Portugal, unweit von Lissabon, steht seit 2002 gar ein Vergnügungspark ganz im Zeichen seines Ruhmes.

Um Lucky Luke auch künftig in Aktion für Recht und Ordnung zu sehen, hatte Morris bereits frühzeitig testamentarisch verfügt, dass es nach ihm weitere Folgen mit seinem Westernhelden geben soll. Der dafür auserwählte Zeichner Hervé Darmenton alias Achdé, 1961 in Lyon geboren, hat gerade eben mit dem kleinformatigen Band Der französische Koch eine erste Kostprobe seines Könnens abgeliefert. Mehr von ihm zu sehen gibt es im April 2004, wenn in Frankreich bei Dargaud das Album La belle province veröffentlicht wird. Der Mythos Lucky Luke lebt weiter.

Mit welchem Elan und zeichnerischer Eleganz Morris seinen Lucky Luke in mehr als fünf Jahrzehnten animiert hat, erschließt sich dem Betrachter bei bewusster Lektüre der umfangreichen Albenkollektion, die von seiner Hand signiert ist. Eine feine Gelegenheit zur Entdeckung oder Wiederentdeckung des gesamten Fundus ermöglicht nun die Ehapa Comic Collection mit ihrem anspruchsvollen Projekt Lucky Luke - Die Gesamtausgabe, die zum 80. Geburtstag von Morris mit einem ersten Band startet. In chronologischer Folge präsentiert diese Buchreihe in den nächsten Jahren die kompletten Geschichten mit dem "Mann, der schneller zieht als sein Schatten". Und selbstverständlich wird damit auch an den Künstler erinnert, der von sich sagte "Das Einzige, was ich kann, ist Comics zeichnen...", der mit dieser Gabe unvergängliche Wildwest-Legenden auf dem Papier zur Entfaltung gebracht hat: Morris.




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Zuletzt geändert:

23-05-2007, 06:38